LGBTQ willkommen: ein besonderes Pflegeheim
Ein Berliner Pflegeheim kümmert sich besonders um Menschen aus der LGBTQ-Community. Für manche Bewohnerinnen und Bewohner ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie sich sicher und akzeptiert fühlen.
LGBTQ LGBTQ so, dass jemand lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer ist oder eine andere Sexualität bzw. Geschlechtsidentität hat willkommen: ein besonderes Pflegeheim Pflegeheim, -e (n.) ein großes Haus, in dem alte und/oder kranke Menschen längere Zeit oder dauerhaft betreut werden
Wer heute schwul, lesbisch oder trans lebt, ist rechtlich geschützt. Doch gerade ältere Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft sind noch in einer Zeit aufgewachsen, in der ihre Liebe verboten war. Oft mussten sie sich verstecken. Doch ein Berliner Pflegeheim richtet sich ausdrücklich auch an sie und ihre Wünsche. Wer hier wohnt, hat Glück – denn bisher gibt es in Deutschland nur ganz wenige vergleichbare Einrichtungen.
SPRECHERIN:
Diese Seniorinnen Senior, -en/Seniorin, -nen der alte Mensch und Senioren verbringen ihren Lebensabend seinen Lebensabend verbringen redensartlich für: die letzten Jahre seines Lebens verbringen; alt sein unter dem Regenbogen unter dem Regenbogen umgangssprachlich für: in der LGBTQ-Gemeinschaft – in einem LGBTQ-sensitiven sensitiv hier: so, dass man etwas besonders berücksichtigt, so, dass man ganz besonders auf etwas achtet Pflegeheim. Der Ansatz Ansatz, Ansätze (m.) hier: Methode : Auf die speziellen Bedürfnisse aller eingehen – egal ob sie queer queer (aus dem Englischen) bi-, homo-, trans- oder intersexuell; nicht heterosexuell sind oder heterosexuell heterosexuell so, dass jemand jemanden mit dem anderen Geschlecht liebt .
NILS ORSINGER (Altenpfleger):
Wir sind ’ne bunte Vielfalt Vielfalt (f., nur Singular) die Tatsache, dass es viel Unterschiedliches von etwas gibt , und jeder ist willkommen. Jeder, der hier[her] kommt, wird begrüßt und da wird erst mal abgefragt etwas ab|fragen nach bestimmten Dingen oder Besonderheiten fragen : Wie möchte jemand angesprochen werden? In welchem Wahlfamilienstand Wahlfamilienstand, -stände (m.) die Tatsache, dass man auch Menschen, mit denen man nicht biologisch verwandt ist, als seine Familie betrachtet , in welchen Lebenssituationen ist der Mensch? Von wem möchte er gepflegt werden, lieber von Männern, von Frauen, wie sind Vorlieben Vorliebe, -n (f.) das besondere Interesse; das, was man besonders gerne macht ? Also, jeder kann sich sich äußern etwas sagen, etwas aussprechen frei äußern sich äußern etwas sagen, etwas aussprechen und braucht keine Bedenken Bedenken, - (n., meist Plural) die Sorge; der Zweifel zu haben, dass er deswegen irgendwie schief angeguckt wird schief angeguckt werden umgangssprachlich für: nicht akzeptiert werden; Kritik/Missbilligung erfahren .
SPRECHERIN:
Das Immanuel-Seniorenzentrum liegt in Schöneberg, einem Berliner Viertel mit einer lebendigen LGBTQ-Community Community, -s (f., aus dem Englischen) hier: die (Interessens-)Gemeinschaft von Menschen mit demselben Hintergrund . Gendersensible gendersensibel so, dass man auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern achtet Schilder und Sprache oder eine Sammlung von Filmen und Büchern mit LGBTQ-Themen sind die kleinen Dinge, die für Bewohner wie Hans-Dieter Schröter einen großen Unterschied machen. Lange hielt er seine Homosexualität Homosexualität (f., nur Singular) die sexuelle Zuneigung zu einem Partner desselben Geschlechts geheim. Erst im Alter begann er, offen darüber zu sprechen:
HANS-DIETER SCHRÖTER (Lehrer im Ruhestand):
Wir sind also nie Händchen haltend Händchen halten als (Liebes-)Paar die Hand der jeweils anderen Person halten auf dem Bürgersteig langgegangen lang|gehen umgangssprachlich für: entlanggehen . Ja, das wollte mein Freund auch nicht. Das hat schon was mit „offen bekennen etwas bekennen etwas zugeben , dass man schwul schwul homosexuell; so, dass ein Mann einen Mann liebt ist“ zu tun.
SPRECHERIN:
Ein Leben im Verborgenen im Verborgenen versteckt ist typisch für die Generation Generation, -en (f.) die Gesamtheit der Menschen mit ungefähr gleichem Alter von Hans-Dieter Schröter. In Deutschland wurden schwule Männer bis Mitte der 1990er-Jahre kriminalisiert jemanden/etwas kriminalisieren jemanden/etwas für illegal erklären . Durch die Erfahrung von Diskriminierung Diskriminierung, -en (f.) die schlechtere Behandlung von bestimmten Menschen z. B. wegen ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder ihrer Religion ist für ältere LGBTQ-Personen eine Umgebung Umgebung, -en (f.) hier: ein Kreis von Menschen oder ein Bereich, in dem man lebt sehr wichtig, in der sie sich sicher fühlen.
NILS ORSINGER:
In der Regel ist ja keine familiäre oder ersatzfamiliäre Ersatzfamilie, -n (f.) Menschen, mit denen jemand nicht verwandt ist, die für ihn aber trotzdem zur Familie geworden sind Einbindung Einbindung, -en (f.) hier: die sozialen Kontakte, die jemand hat; das soziale Umfeld mehr da. Gerade als schwuler Mann oder als lesbische lesbisch so, dass man als Frau Frauen liebt; homosexuell Frau im Alter sind meistens nur manchmal noch Freunde da, die sich aber in der Form nicht kümmern können, gerade wenn Pflegebedürftigkeit Pflegebedürftigkeit (f., nur Singular) die Tatsache, dass man auf Hilfe bei alltäglichen Tätigkeiten angewiesen ist, weil man z. B. alt, krank oder schwach ist vorhanden ist vorhanden sein da sein; existieren oder zunimmt. Da ist es dann schon wichtig, zum einen Pflege, aber eben auch die persönlichen Bedürfnisse Bedürfnis, -se (n.) der Wunsch; das, was man dringend braucht vereinen etwas vereinen etwas zusammenbringen zu können.
SPRECHERIN:
Viele der Bewohnerinnen und Bewohner sind heterosexuell – Michael Kessner zum Beispiel. Er genießt das Klima Klima (n., hier nur Singular) hier: die gesellschaftliche Stimmung oder Atmosphäre der Toleranz Toleranz (f., nur Singular) die Tatsache, dass man etwas, das anders ist, akzeptiert und auch die organisierten Ausflüge zum jährlichen lesbisch-schwulen Stadtfest.
MICHAEL KESSNER (Rentner):
Ja, hier steht im Mittelpunkt stehen hier: am wichtigsten sein halt der Mensch im Mittelpunkt im Mittelpunkt stehen hier: am wichtigsten sein . Nicht die Institution Institution, -en (f.) hier: der Ort; die Einrichtung und nicht irgendwat anderet irgendwat anderet Berlinerisch für: irgendwas anderes , sondern hier ist man wirklich… hier darf man sein, wat man is’.
SPRECHERIN:
Die Vielfalt der Lebensentwürfe Lebensentwurf, -entwürfe (m.) die Art und Weise, wie jemand sein Leben gestaltet zeigt sich auch beim Pflegepersonal: Queere Mitarbeitende sind ausdrücklich willkommen.
LGBTQ willkommen: ein besonderes Pflegeheim
LGBTQ — so, dass jemand lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer ist oder eine andere Sexualität bzw. Geschlechtsidentität hat
Pflegeheim, -e (n.) — ein großes Haus, in dem alte und/oder kranke Menschen längere Zeit oder dauerhaft betreut werden
Senior, -en/Seniorin, -nen — der alte Mensch
seinen Lebensabend verbringen — redensartlich für: die letzten Jahre seines Lebens verbringen; alt sein
unter dem Regenbogen — umgangssprachlich für: in der LGBTQ-Gemeinschaft
sensitiv — hier: so, dass man etwas besonders berücksichtigt, so, dass man ganz besonders auf etwas achtet
Ansatz, Ansätze (m.) — hier: Methode
queer (aus dem Englischen) — bi-, homo-, trans- oder intersexuell; nicht heterosexuell
heterosexuell — so, dass jemand jemanden mit dem anderen Geschlecht liebt
Vielfalt (f., nur Singular) — die Tatsache, dass es viel Unterschiedliches von etwas gibt
etwas ab|fragen — nach bestimmten Dingen oder Besonderheiten fragen
Wahlfamilienstand, -stände (m.) — die Tatsache, dass man auch Menschen, mit denen man nicht biologisch verwandt ist, als seine Familie betrachtet
Vorliebe, -n (f.) — das besondere Interesse; das, was man besonders gerne macht
sich äußern — etwas sagen, etwas aussprechen
Bedenken, - (n., meist Plural) — die Sorge; der Zweifel
schief angeguckt werden — umgangssprachlich für: nicht akzeptiert werden; Kritik/Missbilligung erfahren
Community, -s (f., aus dem Englischen) — hier: die (Interessens-)Gemeinschaft von Menschen mit demselben Hintergrund
gendersensibel — so, dass man auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern achtet
Homosexualität (f., nur Singular) — die sexuelle Zuneigung zu einem Partner desselben Geschlechts
Händchen halten — als (Liebes-)Paar die Hand der jeweils anderen Person halten
lang|gehen — umgangssprachlich für: entlanggehen
etwas bekennen — etwas zugeben
schwul — homosexuell; so, dass ein Mann einen Mann liebt
im Verborgenen — versteckt
Generation, -en (f.) — die Gesamtheit der Menschen mit ungefähr gleichem Alter
jemanden/etwas kriminalisieren — jemanden/etwas für illegal erklären
Diskriminierung, -en (f.) — die schlechtere Behandlung von bestimmten Menschen z. B. wegen ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder ihrer Religion
Umgebung, -en (f.) — hier: ein Kreis von Menschen oder ein Bereich, in dem man lebt
Ersatzfamilie, -n (f.) — Menschen, mit denen jemand nicht verwandt ist, die für ihn aber trotzdem zur Familie geworden sind
Einbindung, -en (f.) — hier: die sozialen Kontakte, die jemand hat; das soziale Umfeld
lesbisch — so, dass man als Frau Frauen liebt; homosexuell
Pflegebedürftigkeit (f., nur Singular) — die Tatsache, dass man auf Hilfe bei alltäglichen Tätigkeiten angewiesen ist, weil man z. B. alt, krank oder schwach ist
vorhanden sein — da sein; existieren
Bedürfnis, -se (n.) — der Wunsch; das, was man dringend braucht
etwas vereinen — etwas zusammenbringen
Klima (n., hier nur Singular) — hier: die gesellschaftliche Stimmung oder Atmosphäre
Toleranz (f., nur Singular) — die Tatsache, dass man etwas, das anders ist, akzeptiert
im Mittelpunkt stehen — hier: am wichtigsten sein
Institution, -en (f.) — hier: der Ort; die Einrichtung
irgendwat anderet — Berlinerisch für: irgendwas anderes
Lebensentwurf, -entwürfe (m.) — die Art und Weise, wie jemand sein Leben gestaltet